Dienstag, Februar 28, 2006

Ben Bova: Die dunklen Wüsten des Titan (1972)

Ben Bova: Die dunklen Wüsten des Titan, München 1975 (Original: Ben Bova: As on a darkling plain. USA 1972); in: Chroniken der Zukunft, Bd. 2, S.233; hg.v. W. Jeschke, München 1984. (194 S.)

Nachdem die Wissenschaft auf dem Mond Titan uralte Bauwerke entdeckt hat, versucht sie über Jahrzehnte hinter deren Funktion zu kommen. Dass die Bauten feindlicher Natur sind, scheint aus unerfindlichen Gründen von Anfang an klar, was der Story den Wind etwas aus den Segeln nimmt. Ständig wartet man als Leser darauf, dass es sich vielleicht um einen Irrtum handelt, dass die Menschheit sich grundlos in eine unbegründete Furcht hineinsteigert. Doch eine Sternenreise zum Siriussystem erhärtet den Verdacht eines feindlichen Masterplans hinter den Gebäuden, der zuletzt auch aufgedeckt wird: Das Bauwerk sendet Gravitationswellen zur Sonne, welche Sonnenflecken hervorrufen und schließlich alle 100.000 Jahre zu für die Erde tödlichen Sonneneruptionen führen. Die Maschinengebäude sind damit Teil eines uralten interstellaren Konflikts, und die Menschen haben es geschafft, die Waffe zu enträtseln und vielleicht auch zu entschärfen.
Diesem großen Plot der Geschichte jagen einige Wissenschaftler nach, die durch persönliche Beziehungen alle irgendwie miteinander zu tun haben. Dabei stellen die Protagonisten - Sidney Lee, Marlene Ettinger und Robert O´Bannon ihr Leben immer in erster Linie in den Dienst der Wissenschaft, deren harte Anforderungen immer wieder zerstörerisch in das Liebesleben der Figuren eingreifen. Hauptakteur Lee erkennt erst ganz zuletzt, als das Geheimnis der Gebäude praktisch schon gelüftet ist, dass der größte Wissenschaftliche Fund den Wert der Liebe zu einem anderen Menschen nicht aufwiegen kann. So verlässt Lee den Titan schließlich, von dem er so lange besessen war, um mit Marlene zur Erde zurückzukehren und der Wissenschaft abzuschwören.

Die Geschichte ist ein Plädoyer für die Liebe und vor allem dafür, dass selbst die größten Erfolge bedeutungslos werden, wenn sie als Opfer die Liebe unserer wichtigsten Mitmenschen fordern. Diese Aussage ist zwar konsequent angelegt - ständig geraten die Figuren durch ihre wissenschaftlichen Aufträge in schwere persönliche Konflikte -, sie wird aber etwas zu stark durch das Element der Furcht vor dem Fremden überlagert. So entsteht ein zweisträngiger Plot, bei dem das eigentlich wichtige Element der Liebe in den Hintergrund tritt, um der spannenden Jagd nach der Lösung des Rätsels der Furcht einflößenden Maschinen Platz zu machen.
Prinzipiell gut angelegt, führt diese Konstruktion den Leser doch etwas zu sehr in die Irre, sodass man dem Autor in seiner Conclusio zwar zustimmen muss, aber dennoch etwas enttäuscht ist, weil wir über die Fremden, denen wir während der Geschichte ständig nachgejagt sind, nicht wirklich etwas erfahren.

Stilistisch gut geschrieben wechseln in der Übersetzung Dialogpassagen und narrative Prosa einander ab. Die Dunklen Wüsten des Titan ist kurzweilig, transportiert eine lebensbejahende Botschaft in einer Welt voller unbekannter Gefahren, ist aber letztlich etwas irreführend gebaut.
Kurzinfo: Ben Bova

Bewertung:

Inhalt: 2+
Plot: 3+
Stil: 2-
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gesamt: 2-
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