Sonntag, März 18, 2007

Timothy Zahn: Star Wars - Outbound Flight (2006)

Timothy Zahn: Star Wars - Outbound Flight, New York 2006.

Zeitlich angesiedelt zwischen Star Wars: Episode 1 - The Phantom Menace und Episode 2 - Attack of the Clones handelt Outbound Flight von einem geheim gehaltenen Jedi-Sonderprojekt, mit dessen Hilfe neue Rekruten für die Jedi jenseits der bekannten Galaxis gesucht werden sollen. Denn nicht nur die Republik ist in der Krise, gefesselt von Bürokraten und in vielen Situationen einfach handlungsunfähig, auch die Jedi sehen sich einem großen Problem gegenüber: Es gibt immer weniger Individuen im bekannten Raum, die für die Macht empfänglich und damit potenzielle Jedi sind. Master C´baoth schafft es - mit Hilfe von Kanzler Palpatine (wie mittlerweile jeder weiß: aka Darth Sidious) - eine beträchtliche Anzahl Jedi-Ritter, Anwärter und zivile Eltern mit Potenzial für Jedi-Nachkommen für diesen Flug ins Unbekannte zu gewinnen.
Darth Sidious hat aber indessen mit Hilfe der (aus Episode 1 bekannten) Handelsföderation einen Hinterhalt für Outbound Flight gelegt, der das riesige Schiff in der Randzone der Galaxis überfallen und vernichten soll.
In dieser Region aber erhebt eine der Republik bisher unbekannte Rasse Hoheitsansprüche, die durch ihre deduktive Genialität der Republik weit überlegen ist. Vor allem der Commander des Vorpostens der Fremden scheint jeden Schachzug der in Stellung gegangenen Föderation voraus zu ahnen. Sein Name ist Thrawn, jener berühmte Admiral, der nach dem Sieg der Rebellen über das Imperium der Neuen Republik noch erhebliche Probleme bereiten wird.
Außerdem werden in Outbound Flight Andeutungen auf die Black Fleet gemacht, die Luke Skywalker als fast schon Großvater fast das Leben kostet, und der sich Palaptine/Sidious in bestem Wissen und Gewissen offenbar entgegen stellen will, nur halt mit der Dunklen Seite der Macht, und nicht der Guten. Wir treffen Obi Wan, Anakin Skywalker und hören von Prinzessin Amidala, streifen Yoda und Windu und bewegen uns über haupt im gewohnten Star Wars-Universum.
Allerdings wird die Geschichte erst ab etwa der Hälfte interessant, nämlich in dem Moment, in dem Thrawn sich in die üblen Machenschaften der Handelsföderation einzumischen beginnt. Sein Weg hin zu einem späteren Verbündeten des Imperiums ist tatsächlich spannend, vor allem, weil er als extrem rationale und vollkommen integere Person gezeichnet wird. Das Verderben von Outbound Flight haben letztlich die Jedi selbst zu verantworten; ihre Arroganz und Ignoranz zwingen Thrawn förmlich, sie als Gegner zu sehen und zu bekämpfen, und gegen einen Mann seines Kalibers können leider auch ein ganzer Haufen Jedi auf einmal nichts ausrichten..

Bewertung:

Inhalt 3
Plot 2
Stil 2
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gesamt 2-3
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Freitag, Dezember 29, 2006

Dan Simmons: Der Sturz von Hyperion (1990)








Dan Simmons: Die Hyperion-Gesänge - Der Sturz von Hyperion, München 2002 (Original: Dan Simmons: Hyperion, GB 1990.) (750 S.)

Am Ende meint Martin Silenus im Zuge des üblichen Abschieds-Abspanns zu seinen verbleibenden Kollegen:
„Ich habe gelernt, dass Dichter keine Götter sind, aber wenn es einen Gott gibt – oder etwas, das einem Gott gleichkommt -, ist er ein Dichter. Und zwar ein gescheiterter.“ (Die Hyperion-Gesänge, S. 1427.) Und dann rülpst das Baby.

Genauso abenteuerlich, wie der erste Teil der Erzählung begonnen hatte, setzt sich der zeite Teil bis zur Auflösung der Geschichte fort. Atemberaubende Wendungen und intellektuelle Höhenflüge reißen den Leser wohlverpackt in brillianten Bildern mit in das Ende einer engstirnigen Welt, die sich im Tode erst einer geistigen Weite und endlich auch einer wahren Freiheit öffnen kann.
Ist es schwierig gewesen, die Handlung von Hyperion in wenigen Worten zu umreißen, so ist es nahezu unmöglich, es für den Sturz von Hyperion zu versuchen. Daher nur ein kurzer Einblick in die faszinierende Welt dieser perfekt durchdachten Space-Opera.

Zeitgleich mit der Öffnung der Zeitgräber fallen die Ousters über das Hyperion-System her. Die Hegemonie unterschätzt den angreifenden Schwarm und sieht sich plötzlich auch einer Invasion auf alle anderen mit dem Farcaster-Netz verbundenen Welten gegenüber, die Meina Gladstones Regierung in heilloses Chaos zu stürzen drohen. Nur mit Hilfe der mächtigen KIs des Core kann der Angriff gestoppt werden, die Verbündeten Maschinen der Menschen haben ein Geheimwaffe entwickelt, mit der die Ousters alle auf einen Schlag ausgelöscht werden können.
Die Zeit drängt, Welten brennen, und dabei drängt sich immer mehr die Frage auf, ob der TechnoCore nicht das eigentliche Übel hinter und über all den offensichtlichen und akuten „Problemen“ der Menschheit ist.
Die Gruppe der Pilger um die Zeitgräber herum hat einstweilen – ein jeder auf seine Art – mit dem Shrike und seiner eigenen, ganz speziellen Rolle im unplanbaren und dennoch geplanten Ende der Welt zu spielen, während um sie herum tobt ein Kampf der Götter tobt.
Bis endlich alle begriffen haben, welche Rolle ihnen selbst zugedacht ist, und bis sie diese auch akzeptieren und ausfüllen, geschieht eine Unzahl nahezu unbegreiflicher Dinge, die den Leser ständig am Rande des Ertragbarenn festhalten. Und so ist man tatsächlich bis zuletzt gespannt, fühlt sich wie ein vor eine Kutsche gespannter Esel, dem man eine Karotte vor der Nase baumeln lässt, damit ihm das Wasser im Maul zusammenläuft und er immer weiter zieht. Selten schreibt ein Autor so fesselnd.

Die Gestalt des Dichters John Keats führt in der nunmehr dritten Auflage seiner Persönlichkeit in seinen Träumen durch einen Großteil der Geschichte. Es ist für ihn die Geschichte einer Selbstfindung, eines Menschen – nein: einer Künstlichen Intelligenz – die das Leben um sich herum mit erstaunlicher Klarheit wahrnimmt, sich selbst aber nur unzureichend beurteilen kann. Mit dieser Erzähler-Figur hat Dan Simmons den einzig möglichen Weg zum Überleben im Universum, nämlich den der Symbiose zwischen Mensch und Maschinenintelligenz, auch strukturell zum tragenden und verbindenden Element seines Romans gemacht, was vielleicht nicht der bedeutendste Kunstgriff in dieser Erzählung ist, aber wohl der schönste.

Bewertung:
Inhalt 1-
Plot 1
Stil 1
_________
gesamt 1
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Freitag, Dezember 15, 2006

Dan Simmons: Hyperion (1989)









Dan Simmons: Die Hyperion-Gesänge - Hyperion, München 2002, Gesamtausgabe 2005. (Original: Dan Simmons: Hyperion, GB 1989.) (693 S.)

Konsul Merin wird von der Präsidentin der Hegemonie „gebeten“, gemeinsam mit sechs anderen Personen eine Pilgerreise zum Planeten Hyperion zu unternehmen, wo die Zeitgräber gerade im Begriff sind sich zu öffnen und das Shrike sein Unwesen in noch nie dagewesenem Ausmaß treibt, sodass anzunehmen ist, dass das Ende der Welt nahe ist.
Am Anfang gebärdet sich die Geschichte wie ein Buch mit sieben Siegeln. Begriffe, Schauplätze, ja das ganze Setting wirkt mit seinem Detailreichtum auf anregende Weise unbekannt und herausfordernd. Dieser Erzählstil aber ist es, der den Leser von Anfang an fesselt und ihn förmlich zwingt, sich der Story bis zum Schluss zu ergeben.

Die sieben Pilger werden erst auf dem Baumschiff des Tempelritters Het Masteen zu einer Gruppe, und um einander besser kennen zu lernen, und um herauszufinden, warum gerade sie es sind, die dem mörderischen Shrike gegenüber treten sollen, erzählen sie der Reihe nach ihre persönlichen Geschichten.
Pater Hoyt stellt sich als Begleiter des ins Exil verbannten katholischen Paters Duré vor. Dieser war auf Hyperion auf der Suche nach dem seltsamen Stamm der Bikura gewesen, hatte diese gefunden und dabei eine erschreckende Bekanntschaft mit einem die menschliche Biologie verändernden Instrument gemacht, das sich die „Kruziform“ nennt. Diesen Parasiten trägt nun auch Hoyt, in zweifacher Ausführung, nachdem er den Exilpriester einige Jahre später von einem Baum gepflückt und aus dem Martyrium einer ständigen, endlos schmerzhaften Wiederauferstehung befreit hatte.
Oberst Kassads Geschichte ist eine Liebesgeschichte, die sich in einer Mischung aus Cyberspace und Realtraum abspielt. Das Objekt seiner Begierde stellt sich schließlich – wie auch Kassad selbst im Affekt – als blutrünstige Gefährtin des Shrike heraus.
Mittlerweile ist klar, dass das Shrike ein Wesen ist, das jeder Waffe überlegen ist, das aber aufgrund der Abwesenheit von Farcastern auf die Welt Hyperion beschränkt ist, und das seiner inhärenten Mordlust bisher immer nur sehr begrenzt gefrönt hatte. Farcaster verbinden die bewohnten Welten miteinander, im Techno-Core lebt die Essenz der KIs mit ihren unergründlichen Zielen, und – ach ja! – von außen droht den Menschen ein früher Bruder als nun erbitterter Feind: die Ousters. (Sie waren die ersten Menschen, die in den Weltraum aufgebrochen sind, inzwischen sind sie mutiert, perfekt ans Leben in der Schwerelosigkeit angepasst, und scheinbar entschlossen, der Menschheit in der Schlacht um Hyperion die Stirn bis zum Letzten zu bieten.)
Die Geschichte des Dichters Martin Silenus, der als letzter Überlebender der ersten größeren Stadt auf Hyperion die Geschichte des Shrike besingt, die Geschichte des Gelehrten Sol Weintraub, dessen Tochter Rachel auf Hyperion in den Zeitgräbern verunglückt ist und die seither bis zum Babystadium rückwärts gealtert ist, die Geschichte der Detektivin Lamia Brawne, die eine wahrscheinlich vom Core ermordete KI mit sich herumträgt und schließlich die Geschichte des Konsuls, der eine Verschwörung der in Fraktionen aufgespaltenen KIs vermutet und aus Hass auf die Hegemonie mit den Ousters paktiert, all ihre Erzählungen komplettieren die Gesamtgeschichte. Und nein, der Tempelritter Het Masteen erzählt als siebenter seine Geschichte nicht. Seine Kabine wird verwüstet und mit Blut besudelt gefunden, und ob Het Masteen getötet wurde oder abgehauen ist, bleibt bis zuletzt unklar.

Der Aufbau der Geschichte ist simpel, umso komplexer die Welt, in der sie spielt. Dan Simmons hat mit Hyperion eine Space Opera geschaffen, die ihresgleichen sucht. Mitreißend und spannend bis ins Letzte. Dabei bedient er sich nie auch nur eines kleinen Bisschens Komik, um der Tragik jeder einzelnen Figur auszuweichen und ihr die Schwere zu nehmen. So ist jede einzelne Geschichte ist ein Schlag in die Magengrube des Lesers, der Begriff Thriller müsste um das Attribut gnadenlos ergänzt werden, um halbwegs zu beschreiben, was Dan Simmons hier abliefert.
Dabei ist Hyperion nur der erste von zwei Teilen, die zusammen die Hyperion-Gesänge ergeben. Dieser erste Teil begründete Dan Simmons Weltruhm, die Fortsetzung – beziehungsweise der Abschluss – machte Hyperion zum Klassiker des SciFi-Genres. Und das völlig zu recht.

Bewertung:
Inhalt: 1
Plot: 1
Stil: 1
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gesamt: 1
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Sonntag, November 19, 2006

William King: Wolfskrieger (1999)

William King: Warhammer 40.000 - Wolfskrieger, München 2002 (Original: William King: Space Wolf. GB 1999.) (365 S.)

Eine Legende aus dem 40k-Universum erleidet gleich zu Beginn der Geschichte einen tödlichen Treffer und sieht - welch grandioser Kunstgriff - die Anfänge seiner Laufbahn als Space Wolf vor seinem geistigen Auge ablaufen: Ragnar Donnerfaust. Somit erzählt das gesamte Buch von Ragnars Rekrutierung auf seiner Heimatwelt Fenris, den harten, meist tödlichen Prüfungen für die Anwärter, schließlich die Verwandlung in einen übermenschlichen Krieger mit Hilfe von uralten Techniken und Riten, die Abschlussprüfung und zuletzt seinen ersten Einsatz gegen einen Tempel des Chaos. Und, sieheda, er wacht in einem Feldlazarett wieder auf, ist knapp mit dem Leben davon gekommen, und stürzt sich schon wieder in den Kampf.

Von einem Roman aus dem Warhammer-Universum (40K ist dabei die Abkürzung für das Sci-Fi-Universum) erwartet man sicherlich keine literarischen Höhenflüge. Dass das Buch aber wirklich allein und ausschließlich im Ton eines pubertierenden Vierzehnjährigen daher kommt, ist für den relativ erwachsenen Leser dann doch etwas enttäuschend. Ausnahmslos linear wird Ragnars Werdegang zum Spacewolf erzählt, und die Rahmenhandlung ist überraschend wie ein Blick vor die eigene Haustür.
Allein, für einen prinzipiellen Fan von 40K liefert Ragnars Geschichte wertvolle Einblicke in das grundsätzliche Wesen der Space Marines, und das alleine reicht um eine völlig schlechte Wertung zu verhindern. Schließlich hab ich das Buch ja ausgelesen.

Bewertung:
Inhalt: 3-
Plot: 5
Stil: 5
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gesamt: 4-
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Freitag, November 03, 2006

Iain M. Banks: The State of the Art (1993)

Iain M. Banks: The State of the Art, London 1993. (224 S.)

The State of the Art ist eine Sammlung von acht bunt gemischten Kurzgeschichten. Die Art der Erzählung reicht von absurden Einblicken in paradoxe Welten, bis hin zu der einen, wichtigen Geschichte, in der Banks´ Cultur-Universum auf die Zivilisation des Homo Sapiens auf Erden trifft.
In dieser Geschichte hält sich ein Raumschiff der Klasse GSV (General Systems Vehicle) namens Arbitrary aus der Abteilung Contact in der Nähe der Erde auf, und es selbst sowie seine Besatzung ist dabei, den Planeten auf seinen Status und die Möglichkeit eines Kontakts hin zu bewerten. Diese Einstufung läuft natürlich, wenn auch nicht so eindeutig, wie man annehmen möchte, darauf hinaus, dass man das Sonnensystem weiterhin beobachten will, sich mit der Kontaktaufnahme mit den als sehr ambivalent erscheinenden Menschen noch eine Menge Zeit zu lassen. ("ene-mene-tekel".)
Interessant ist allerdings, wie Banks Contact zu dem Schluss führt, die Menschheit sei noch nicht reif für interstellare Kontakte: Gleich zu Beginn der Geschichte wird Diziet Sma von Arbitrary damit beauftragt, den untergetauchten Linter aufzusuchen um mit ihm zu reden. Arbitrary hat die Vermutung - was bei einem GSV eigentlich bedeutet, dass es sich aufgrund mehrerer millionenfacher Simulation aller Möglichkeiten dessen sicher ist - dass Linter der Culture den Rücken kehren und den Rest seines Lebens auf der Erde verbringen möchte. Ohne jeglichen Kontakt mit seiner Heimatkultur, in einem Körper, der auf menschliche Gebrechen herunter reduziert wurde.
Spannend an dieser Geschichte ist weniger, was passiert, sonder wieder einmal vielmehr wie es passiert. In ausgefeilten Dialogen arbeitet Banks die überraschende Tatsache heraus, dass es vielleicht doch nicht so schlecht ist, im interstellaren Vergleich ein Mensch zu sein; aber natürlich nur vielleicht...

Bewertung:
Inhalt: 1-
Plot: 1-
Stil: 1
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gesamt: 1
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Charles Stross: Accelerando (2005)

Charles Stross: Accelerando, London 2005. (546 S.)

Stross beschreibt drei Generationen, ausgehend von einer nicht allzu fernen Zukunft, bis hin in eine Welt, in der Zeit nur noch subjektiv ist und das Leben sich in einen Cyberspace verlagert hat, in dem Information und Neuheit zu einer Währung geworden sind, bei der Menschen kaum noch etwas zählen. Der Weg führt von unserer heutigen Informationsgesellschaft, in der das kapitalistische Wirtschaftssystem auf Mangel basiert, über eine Entwicklung im Nano- und Infotechnologie-Bereich, in der alles möglich erscheint, was denkbar ist. Dabei müssen die Figuren - allen voran der bereits aus den Vorgängerromanen bekannte Manfred - zum Teil schmerzhaft erfahren, dass die Menschen weder die einzigen sind, die in diesem Universum der Zukunft denken, und schon gar nicht die wichtigsten.

Dem Titel entsprechend schreitet der Roman in einem Tempo voran, dass man als Leser ständig auf der Hut sein muss, den Anschluss nicht zu verpassen. In extrem kurzen Kapiteln schreitet die Handlung voran, indem jeweils entweder das Leben der aktuellen Hauptfigur verfolgt wird - was mit der Zeit immer schwieriger wird, als sich die Figuren mit fortschreitender Komplexität des Lebensumfeldes ständig selbst duplizieren, wieder zusammenfügen, und im Todesfall auch schon mal wieder erweckt oder simuliert werden -, oder der Autor gibt einen Zustandsbericht der jeweiligen Zeitstufe, in der er die neuen technologischen Machbarkeiten und deren Auswirkungen auf die jeweils daraus resultierende Gesellschaft beschreibt.
Das ganze klingt genauso anstrengend, wie es für den Leser ist. Dazu kommt noch, dass als Erzählzeit durchwegs die Gegenwart herhalten muss, was den Eindruck des Unsteten und Unübersichtlichen nur noch erhöht. Alles in allem ist das Buch höchst intelligent, Stross´ Zukunftsvision mag sogar bahnbrechend sein, aber im Gegensatz zu "Singularität" und "Supernova", die ebenfalls durchaus keine leichte Kost sind, ist "Accelerando" fast schon unverdaulich.
Wer es schafft, das Buch zweimal zu lesen, kann sicherlich viel Interessantes mitnehmen. Beim ersten Mal muss der Leser erst einmal sehen, wo er bleibt.

Bewertung:
Inhalt: 2
Plot: 3
Stil: 4
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gesamt: 3-
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Donnerstag, Mai 04, 2006

Iain M. Banks: The Algebraist (2004)

Iain M. Banks: The Algebraist, London 2004. (534 S.)

Wie immer stößt Banks seinen Leser erbarmungslos hinein in eine ferne und dennoch unglaublich realistische Welt der Zukunft. Man klebt förmlich mit der Nase am Arsch der Figuren, während sich das Universum wie selbstverständlich erst nach und nach um einen herum entfaltet und erklärt.
Der Slow-Seer Fassin Taak hat durch einen vergangen "Tauchgang" in die Bibliotheken der Dweller-Welt des Gasriesen Nasqueron anscheinend eine Information zu Tage gefördert, die - wenn sie sich als wahr herausstellen sollte - das Machtgefüge des Universums ins Wanken bringen kann: Es geht um den Schlüssel zu einer mythischen Liste, die ein Netzwerk geheimer Wurmlöcher beschreibt, das die gesamte Galaxie zu umspannen scheint.
Fassin wird beauftragt, diesen Schlüssel nun endgültig zu finden - wenn er denn existiert. Während der Seher sich auf eine abenteuerliche Irrfahrt begibt, in deren Verlauf er zwar seinem Ziel nicht näher zu kommen scheint, sich aber wenigstens selbst immer mehr verliert, bricht im Universum um ihn herum ein Interstellarer Krieg umd die Information aus, die Fassin noch nicht einmal gefunden hat.

Banks jagt seine Figuren schonungslos durch die phantastischsten Welten, bis die meisten von ihnen emotionalen Schiffbruch erleiden. Die wenigen Figuren, die am Schluss noch übrig bleiben und die das Inferno überlebt haben, scheinen am Ende verlorener als je zuvor auf dem Weg durch die Wirren ihrer Schicksale. Und doch gehen sie durch ihre Verlorenheit auf in einer für den menschlichen Verstand viel zu großen Welt, sie geben sich selbst auf und fügen sich dadurch erst ein in die Gesamtheit des Kosmos ein, sie finden im Annehmen unendlicher Trauer und im überwältigten Staunen vor der Größe des Alls Frieden - und vielleicht sogar ein bißchen Hoffnung.
Dass derart große Themen in einer Geschichte Platz finden können, die man nicht anders als extrem spannend und "mindblowing" bezeichnen kann, ist ein Geschenk, das Banks der Science Fiction macht, für das sie ihm dankbar sein muss.

Kurzinfo: Iain M. Banks

Bewertung:
Inhalt: 1
Plot: 1
Stil: 1
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gesamt: 1
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