Freitag, November 03, 2006

Charles Stross: Accelerando (2005)

Charles Stross: Accelerando, London 2005. (546 S.)

Stross beschreibt drei Generationen, ausgehend von einer nicht allzu fernen Zukunft, bis hin in eine Welt, in der Zeit nur noch subjektiv ist und das Leben sich in einen Cyberspace verlagert hat, in dem Information und Neuheit zu einer Währung geworden sind, bei der Menschen kaum noch etwas zählen. Der Weg führt von unserer heutigen Informationsgesellschaft, in der das kapitalistische Wirtschaftssystem auf Mangel basiert, über eine Entwicklung im Nano- und Infotechnologie-Bereich, in der alles möglich erscheint, was denkbar ist. Dabei müssen die Figuren - allen voran der bereits aus den Vorgängerromanen bekannte Manfred - zum Teil schmerzhaft erfahren, dass die Menschen weder die einzigen sind, die in diesem Universum der Zukunft denken, und schon gar nicht die wichtigsten.

Dem Titel entsprechend schreitet der Roman in einem Tempo voran, dass man als Leser ständig auf der Hut sein muss, den Anschluss nicht zu verpassen. In extrem kurzen Kapiteln schreitet die Handlung voran, indem jeweils entweder das Leben der aktuellen Hauptfigur verfolgt wird - was mit der Zeit immer schwieriger wird, als sich die Figuren mit fortschreitender Komplexität des Lebensumfeldes ständig selbst duplizieren, wieder zusammenfügen, und im Todesfall auch schon mal wieder erweckt oder simuliert werden -, oder der Autor gibt einen Zustandsbericht der jeweiligen Zeitstufe, in der er die neuen technologischen Machbarkeiten und deren Auswirkungen auf die jeweils daraus resultierende Gesellschaft beschreibt.
Das ganze klingt genauso anstrengend, wie es für den Leser ist. Dazu kommt noch, dass als Erzählzeit durchwegs die Gegenwart herhalten muss, was den Eindruck des Unsteten und Unübersichtlichen nur noch erhöht. Alles in allem ist das Buch höchst intelligent, Stross´ Zukunftsvision mag sogar bahnbrechend sein, aber im Gegensatz zu "Singularität" und "Supernova", die ebenfalls durchaus keine leichte Kost sind, ist "Accelerando" fast schon unverdaulich.
Wer es schafft, das Buch zweimal zu lesen, kann sicherlich viel Interessantes mitnehmen. Beim ersten Mal muss der Leser erst einmal sehen, wo er bleibt.

Bewertung:
Inhalt: 2
Plot: 3
Stil: 4
________
gesamt: 3-
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