Freitag, Dezember 15, 2006

Dan Simmons: Hyperion (1989)









Dan Simmons: Die Hyperion-Gesänge - Hyperion, München 2002, Gesamtausgabe 2005. (Original: Dan Simmons: Hyperion, GB 1989.) (693 S.)

Konsul Merin wird von der Präsidentin der Hegemonie „gebeten“, gemeinsam mit sechs anderen Personen eine Pilgerreise zum Planeten Hyperion zu unternehmen, wo die Zeitgräber gerade im Begriff sind sich zu öffnen und das Shrike sein Unwesen in noch nie dagewesenem Ausmaß treibt, sodass anzunehmen ist, dass das Ende der Welt nahe ist.
Am Anfang gebärdet sich die Geschichte wie ein Buch mit sieben Siegeln. Begriffe, Schauplätze, ja das ganze Setting wirkt mit seinem Detailreichtum auf anregende Weise unbekannt und herausfordernd. Dieser Erzählstil aber ist es, der den Leser von Anfang an fesselt und ihn förmlich zwingt, sich der Story bis zum Schluss zu ergeben.

Die sieben Pilger werden erst auf dem Baumschiff des Tempelritters Het Masteen zu einer Gruppe, und um einander besser kennen zu lernen, und um herauszufinden, warum gerade sie es sind, die dem mörderischen Shrike gegenüber treten sollen, erzählen sie der Reihe nach ihre persönlichen Geschichten.
Pater Hoyt stellt sich als Begleiter des ins Exil verbannten katholischen Paters Duré vor. Dieser war auf Hyperion auf der Suche nach dem seltsamen Stamm der Bikura gewesen, hatte diese gefunden und dabei eine erschreckende Bekanntschaft mit einem die menschliche Biologie verändernden Instrument gemacht, das sich die „Kruziform“ nennt. Diesen Parasiten trägt nun auch Hoyt, in zweifacher Ausführung, nachdem er den Exilpriester einige Jahre später von einem Baum gepflückt und aus dem Martyrium einer ständigen, endlos schmerzhaften Wiederauferstehung befreit hatte.
Oberst Kassads Geschichte ist eine Liebesgeschichte, die sich in einer Mischung aus Cyberspace und Realtraum abspielt. Das Objekt seiner Begierde stellt sich schließlich – wie auch Kassad selbst im Affekt – als blutrünstige Gefährtin des Shrike heraus.
Mittlerweile ist klar, dass das Shrike ein Wesen ist, das jeder Waffe überlegen ist, das aber aufgrund der Abwesenheit von Farcastern auf die Welt Hyperion beschränkt ist, und das seiner inhärenten Mordlust bisher immer nur sehr begrenzt gefrönt hatte. Farcaster verbinden die bewohnten Welten miteinander, im Techno-Core lebt die Essenz der KIs mit ihren unergründlichen Zielen, und – ach ja! – von außen droht den Menschen ein früher Bruder als nun erbitterter Feind: die Ousters. (Sie waren die ersten Menschen, die in den Weltraum aufgebrochen sind, inzwischen sind sie mutiert, perfekt ans Leben in der Schwerelosigkeit angepasst, und scheinbar entschlossen, der Menschheit in der Schlacht um Hyperion die Stirn bis zum Letzten zu bieten.)
Die Geschichte des Dichters Martin Silenus, der als letzter Überlebender der ersten größeren Stadt auf Hyperion die Geschichte des Shrike besingt, die Geschichte des Gelehrten Sol Weintraub, dessen Tochter Rachel auf Hyperion in den Zeitgräbern verunglückt ist und die seither bis zum Babystadium rückwärts gealtert ist, die Geschichte der Detektivin Lamia Brawne, die eine wahrscheinlich vom Core ermordete KI mit sich herumträgt und schließlich die Geschichte des Konsuls, der eine Verschwörung der in Fraktionen aufgespaltenen KIs vermutet und aus Hass auf die Hegemonie mit den Ousters paktiert, all ihre Erzählungen komplettieren die Gesamtgeschichte. Und nein, der Tempelritter Het Masteen erzählt als siebenter seine Geschichte nicht. Seine Kabine wird verwüstet und mit Blut besudelt gefunden, und ob Het Masteen getötet wurde oder abgehauen ist, bleibt bis zuletzt unklar.

Der Aufbau der Geschichte ist simpel, umso komplexer die Welt, in der sie spielt. Dan Simmons hat mit Hyperion eine Space Opera geschaffen, die ihresgleichen sucht. Mitreißend und spannend bis ins Letzte. Dabei bedient er sich nie auch nur eines kleinen Bisschens Komik, um der Tragik jeder einzelnen Figur auszuweichen und ihr die Schwere zu nehmen. So ist jede einzelne Geschichte ist ein Schlag in die Magengrube des Lesers, der Begriff Thriller müsste um das Attribut gnadenlos ergänzt werden, um halbwegs zu beschreiben, was Dan Simmons hier abliefert.
Dabei ist Hyperion nur der erste von zwei Teilen, die zusammen die Hyperion-Gesänge ergeben. Dieser erste Teil begründete Dan Simmons Weltruhm, die Fortsetzung – beziehungsweise der Abschluss – machte Hyperion zum Klassiker des SciFi-Genres. Und das völlig zu recht.

Bewertung:
Inhalt: 1
Plot: 1
Stil: 1
__________
gesamt: 1
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