Sonntag, März 05, 2006

Arthur C. Clarke: Die letzte Generation (1956)

Arthur C. Clarke: Die letzte Generation, München 1966. (Original: Arthur C. Clarke: Childhood´s End; USA 1956.) (187 S.)

Über den Städten der Erde erscheinen kugelförmige Raumschiffe, deren Insassen sich als eine den Menschen bei weitem überlegene Rasse mit der Bezeichnung "Overlords" zu erkennen geben. Anfangs hat nur der oberste Regierungsbeamte Kontakt zu Karrelen, dem Anführer der Overlords. Die Außerirdischen demonstrieren ihre Macht nur, wenn es unbedingt nötig ist, und führen ansonsten allein durch ihre Anwesenheit die menschliche Gesellschaft hin zu einer Einheit und Friedlichkeit, die zuvor niemand für möglich gehalten hätte. Zu Gesicht bekommt die Overlords anfangs allerdings niemand.
Erst, als eine ganze Generation mit den schwebenden Raumschiffen aufgewachsen ist, zeigen sich die Overlords - und sie sehen aus wie die Teufel aus den verschiedensten Legenden der menschlichen Vergangenheit. Doch weil die Menschheit bisher nur Gutes von ihren stillen Wächtern am Himmel erfahren hat, zeigt kaum jemand Furcht vor den fremden Wesen.
Allein, dass Karrelen und die anderen Overlords nie ein Wort darüber verlieren, was der eigentliche Zweck ihres Erscheinens sei, regt die Neugier und Spekulation vieler. Die Gesellschaft ändert sich immer mehr, die Wissenschaft scheint alles erklären zu können, Religionen hören auf zu existieren, und nur der Weg zu den Sternen bleibt den Menschen verboten.
Zuletzt aber verändert sich die Menschheit nicht mehr aufgrund der Beeinflussung durch die Overlords. Unter den Kindern der Menschheit macht sich eine okkult wirkende Vergeistigung epidemischen Ausmaßes breit. Keines der Menschenkinder bleibt normal, die Eltern sind machtlos gegen die Veränderung. Schließlich hat die Menschheit all ihre Kinder verloren.
Die Overlords stellen sich als eine Rasse heraus, die von einer unbegreiflich mächtigen Überintelligenz als Wächter für den Durchbruchprozess in der menschlichen Rasse eingesetzt wurde. Die Außerirdischen können den Prozess dieser Verwandlung selbst nur beobachten, dieser Weg ist ihnen selbst aber verwehrt, sodass sie plötzlich nicht mehr allmächtig erscheinen.
Die Menschheit hat ihre letzte Generation geboren und stirbt ohne ihre Kinder aus. Die Kinder aber bilden bald eine neue Geistesmacht im Kosmos, die sich der Überintelligenz anschließt und so zu etwas höherem wird. Die Sterne waren nichts für die Menschen, für sie waren sie unbegreiflich. Für die Kinder der Menschheit sind sie nun eine große Spielwiese.

Nicht umsonst zählt "Die letzte Generation" neben "2001" zu den visionären Meisterwerken Arthur C. Clarkes. Sein Blick über den Becherrand der menschlichen Möglichkeiten hinaus in eine Welt jenseits unseres Verständnisses beeindruckt vor allem dadurch, dass er nicht einfach nur phantasiert, sondern gesellschaftliche und massenpsychologische Phänomene wissenschaftlich durchdringt und in seiner Geschichte durch das Auftreten der Overlords in eine neue Gesellschaft der Zukunft extrapoliert.
Dass die Overlords wie die Teufel der Vergangenheit beschrieben werden, hat dabei einen überraschend logischen Grund, sich im dritten Drittel der Erzählung okkulte und transzendente Ereignisse in die vermeintlich wissenschaftlich durchdrungene Welt zu mischen beginnen. Denn: Wenn ein Wesen aus reinem Geist besteht und als solches der zeitlichen Bindung entflieht, ist es für Medien zu jeder Zeit möglich, diese Geister der Zukunft zu sehen; verbunden mit dem Eindruck fremder Wesen, die anwesend sind, als die Menschheit aufhört zu existieren, ergibt sich für den begrenzten Verstand schnell der Schluss, dass diese Wesen das Böse verkörpern müssen. Dabei nehmen auch die Overlords nur eine Position in der Hierarchie des Daseins ein, das in seiner Gesamtheit immer jeden möglichen Erkenntnishorizont sprengen muss.

Kurzinfo: Arthur C. Clarke

Bewertung:

Inhalt: 1
Plot: 2
Stil: 1-
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gesamt: 1-2
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