Mittwoch, März 08, 2006

John Brunner: Die Zeitsonde (1969)

John Brunner: Die Zeitsonde, München 1971 (Original: John Brunner: Timescoop; Großbritannien 1969); in: Chroniken der Zukunft, Bd. 3, S.7; hg.v. W. Jeschke, München 1984. (131 S.)

Harold Freitas, Erbe eines interplanetaren Firmenimperiums im Jahre 2066, lässt mit Erfolg eine Maschine entwickeln, mit deren Hilfe Gegenstände und Personen aus der Vergangenheit extrahiert und als "echte" Duplikate in die Gegenwart transferiert werden können. Hauptsächlich, um sich in seiner Geistlosigkeit selbst zu schmeicheln, lässt Harold sogleich neun bedeutende Personen aus seinem umfangreichen Stammbaum in die Gegenwart bringen, die vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert gelebt hatten.
Die pompöse Firmenfeier endet allerdings in einem Desaster, weil fast keiner der berühmten Persönlichkeiten der Geschichte als reale Figur dem Bild entspricht, das die Allgemeinheit von ihnen hat. Es kommt schließlich sogar so weit, dass ein flegelhafter Earl in einem Handgemenge mit dem eigentlichen Erbauer der Maschine (Chester Waley) ums Leben kommt.
Die Gerichtsverhandlung um diesen Mord führt aber wiederum zu einer Wendung der Ereignisse, als eben der selbe Earl zur Verhandlung erscheint, der noch kurz zuvor ermordet worden war.
Damit ist die Verhandlung hinfällig. Für eine Betreuung der problematischen Verwandtschaft findet Harold schließlich genügend Interessenten, um sich diese Probleme vom Hals zu schaffen, und schließlich hat er sogar aus der ganzen Affäre etwas gelernt: Von nun an will er bewusste Entscheidungen treffen, und sich nicht allein auf die Aussagen von Computern und Mitarbeitern verlassen, die ihm sagen, was der beste Weg für seine Zukunft sei.

Die Geschichte ist flott und amüsant geschrieben und enthält genügend interessante Wendungen, um den Leser über die immer gleichen Schwachstellen von Zeitreisekonzepten hinwegsehen zu lassen. Die Naivität, mit der Harold seine Verwandten aus der Vergangenheit in die Gegenwart holt, wirkt anfangs zwar ein wenig irritierend, doch genau das ist der Punkt dieser Story. (Ben Parker würde zu Peter sagen: Mit großer Macht kommt große Verantwortung!) Harold muss das Erbe des Firmenimperiums nicht nur körperlich antreten, sondern sich auch bewusst der Verantwortung stellen, die dieses Erbe mit sich bringt. Und in dem Moment, als er das tut, beginnt sich auch ein zielgerichteter Weg durch die Hürden seines Lebens abzuzeichnen, wo er bisher nur planlos gegen Widerstände geprallt war.
Insgesamt ein sehr kurzweiliges Buch.

Kurzinfo: John Brunner

Bewertung:
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Inhalt: 2
Plot: 2
Stil: 1-2
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gesamt: 2+
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