Donnerstag, März 02, 2006

Poul Anderson: Das letzte Sternenschiff (1961)

Poul Anderson: Das letzte Sternenschiff, München 1969 (Original: Poul Anderson: Orbit unlimited. USA 1961); in: Chroniken der Zukunft, Bd. 2, S.427; hg.v. W. Jeschke, München 1984. (131 S.)


Die Menschheit der Zukunft kämpft mit dem Problem der Überbevölkerung. Die Ressourcen auf der Erde werden knapp und die sozialen Unterschiede müssen von Regierungsebene her eingeebnet werden. Um die letzte individuell denkende Klasse - die besitzende und profitorientierte Oberschicht - auf dem Weg in die einzig mögliche menschliche Zukunft der Gleichschaltung aufzulösen, wird ein Schulgesetz beschlossen, das Privatschulen verbietet und die staatlichen Pflichtschulen wieder einführt.
Durch die staatlichen Schulen werden die Kinder ihren Eltern immer mehr entfremdet. Daher kommen Regierung und Besitzklasse überein, dass eine Alternative gesucht werden muss, da eine friedliche Koexistenz offenbar nicht möglich ist. Das alte und wegen mangelnden Interesses dem Untergang Raumfahrtprogramm soll die Reichen Händler der Erde als Kolonisten auf einen fernen Planeten aussiedeln: Konfliktbeseitigung im wahren Wortsinn.
Nach einer nicht ganz einwandfreien Raumfahrt von 82 Jahren gelangen die Siedler auf ihren neuen Heimatplaneten, wo sie aufgrund der Luftdruckunterschiede nur auf den Hochebenen leben können. Die Raumfahrer ziehen ohne Aussicht auf baldige Wiederkehr in Richtung Erde ab, und die Kolonie beginnt zu wachsen.
Damit die Kolonie in Zukunft vor genetischer Degeneration sicher ist, werden mitgebrachte Zellen zu "exogenen" Menschen herangezüchtet und als Kinder bei den Siedlerfamilien untergebracht. Eines dieser Kinder entflieht dem sich entwickelnden Klassenkampf zwischen Normalen und Exogenen, indem es in die Schlucht nahe der besiedelten Hochebene absteigt. Zwei Männer, die das Kind teils widerwillig retten sollen, nehmen die Strapazen der fremden Umwelt in der Tiefebene auf sich und finden den Jungen schließlich unverletzt und völlig unbelastet von der veränderten Umwelt. Bei ihrer Rückkehr werden die Männer als Helden und der Junge als die Zukunft der Kolonie gefeiert, weil durch ihn ein Entkommen von der begrenzten Hochebene möglich scheint. Außerdem soll dieser gelungene Rettungsversuch helfen, die Gesellschaft weiterhin ohne Regierung auf der Grundlage gegenseitiger Solidarität zu betreiben.

Die Geschichte versucht einen Abriss der Ereignisse über mehrere Generationen hinweg mit Ausblick auf die mögliche Kolonisation eines fremden Planeten zu zeichnen. Die Figuren, denen die Handlung dabei folgt, sind lebensnah, wenn auch teilweise etwas verschroben gezeichnet, sodass die Geschichte durchaus spannende Momente entwickelt. Über den gesamten Verlauf hinweg ist allerdings kein klares Ziel zu erkennen - außer, dass eben eine Gruppe von Menschen auf einer fernen Welt ein neues Leben beginnt. Das Fehlen dieses übergeordneten Ziels und damit zusammenhängend auch das Fehlen eines durchscheinenden Themas oder philosophischen Gedankens lässt die einzelnen Kapitel aber zur beliebigen Aneinanderreihung möglicher Handlungen verkommen. Mal wird auf oberster politischer Ebene diskutiert, dann geschieht im Anflug auf die neue Welt ein Unglück in einem der Raumschiffe, und schließlich muss ein kleiner Junge gerettet werden: Ohne triftigen Grund werden die Ereignisse lose verkettet.
Als eines der frühen Werke des Autors für Fans sicherlich interessant, zum Olymp von Poul Andersons Werken gehört Das letzte Sternenschiff aber sicherlich nicht.

Kurzinfo: Poul Anderson

Bewertung:

Inhalt: 3
Plot: 4
Stil: 2
______________
gesamt: 3
==============

Keine Kommentare: